Marlene Gerhard

Brosche, 52 mm, Holz, Chloromelanit

Unser Treppenhaus wurde renoviert. Am Morgen, beim Verlassen meiner Wohnung sah ich, wie ein Handwerker den alten Klingelknopf aus Holz abmontierte. Ich fragte ihn, was er damit mache und ob ich diesen haben könnte. „Was ich mit dem alten Mist wolle“ – der Handwerker konnte sich nicht vorstellen, dass ich den alten Klingelknopf schöner fand als den neuen, modernen Plastik-Klingelknopf. Auf dem Weg in die Werkstatt kam mir die Idee, eine Brosche daraus zu machen. Eelsteinchloromelanit und fertig ist das schnellste Bröschelchen der Welt.

Petra Georg-Achenbach

Wenn Perlen die Trauer tragen

Kette, Ag 925, Zuchtperlen, unechte Perlen, Kunststoffschlauch, schwarzer Tüll

Als ich Ralf Maria Schröder, meinen hinzugewonnenen Mitstreiter beim Perlenprojekt „Jeder Mensch ist eine Perle“ von der Ausschreibung „Morgens gedacht – abends gemacht“ berichtete, rief er spontan: „Da möchte ich mitmachen!“ Gerne kam ich dieser Idee nach und wir verabredeten einen Tag für diese gemeinsame Arbeit. Das Projekt „Jeder Mensch ist eine Perle“ hält uns sehr in Atem und in Gedanken. Also kein Wunder, dass wir das Perlenthema nicht aufgeben, sondern neu aufgegriffen haben: Schmuck als Erinnerung und Wertschätzung an glückliche Momente.

Susanne Geiger

Brosche/Anhänger, 60 x 30 mm, Ag 925, Au 585, Onyx, Karneol, Magnetverschluss

Diese Krähen sind frech und laut und gar nicht meine liebsten Vögel – doch heute Morgen sah ich eine freche Krähe, die hatte mir Spaß gemacht. Da war mir klar – der Vogel wird mein Schmuckstück!!!

Morgens gedacht – abends gemacht !

Katharina Fund-Kranz

Geborgenheit

Kette, ca. 50 cm, Ag 925, Carneol, Malachit

Es ist noch früh am Morgen. Ich sitze am Frühstückstisch und genieße die Stille, bevor das restliche Haus zum Leben erwacht. Mit beiden Händen halte ich meine erste Tasse Tee.

Ganz in Gedanken versunken betrachte ich, wie sie geborgen in meinen Händen liegt.

Da kommt mir die Idee für die Kette. Diese Geborgenheit will ich mit den kleinen Silberbecherehen nachempfinden, die ich für meine Arbeiten aus Argentium-Sterlingsilber gieße. In ihrem samtigen Inneren soll eine kleine rote Carneolperle geborgen liegen. Und kombinieren werde ich die Silberbecherehen mit sattgrünen Malachitperlen.

Schon zieht es mich Richtung Werkstatt..                                                                                                                                                                                                                                                 

Christoph Freier

Statt Goldfisch - Schwarzfisch

Anhänger, AU 750, Gusseisen

Oft habe ich Fische in 750er-Gelbgold gearbeitet. Dabei habe ich immer wieder gedacht, dass ich gerne mal ein ganz dunkler Fisch hätte, einen, der in den Tiefen des Ozeans schwimmt, wo kein Licht mehr hingelangt. Einen „Goldfisch“ hatte ich deshalb schon mal in Eisen gießen lassen. Als ich ihn am Morgen sah wusste ich – jetzt will ich ihn fertigstellen für die Ausstellung und ihn am Abend in der Hand halten und bei Dunkelheit musste er fertig sein.

Gabriela Felgenträger

Halsobjekt - Fortsetzung aus der Reihe Prothesen Clavicula II

Halsobjekt, Kunststoff und Feinsilberguß   –   kann links, wie rechts abgezogen werden vom Gussobjekt. Ebenso wieder aufgesteckt werden.

Meine eingereichte Arbeit hat ihren Ursprung aus einer Serie von vor vielen Jahren, welche in Südfrankreich entstand. 
Der kleine Ast eines Feigenbaums gab hier den Anstoss.
Dabei ging, und geht es mir um Verbindungen aus alltäglichen Materialien…….einfach, schlicht und unkompliziert.
Morgens gedacht………

Katrin Brusius

blau machen (blau gedacht - grün gemacht)

Kette, Länge 45 cm, Ohrringe 3-6 mm, Weißgold 585, Au 585, Au 750, Andenopal, Peridot, Türkis, Turmalin, Zetronchrysopras, Apatit, Aquamarin, Chalcedon

Die meisten meiner Werke sind durch aufwendige Techniken wie Granulation und ziselieren wesentlich länger in Arbeit. Oder aber ich bin durch ständiges Telefonklingeln und Kundenbesuche vom Werktisch abgelenkt und deswegen nicht schnell fertig.
Das Thema kam mir daher wie gerufen, Sehnsucht nach ungestörtem arbeiten und zackig was geschafft kriegen. Die erste Herausforderung bestand darin nicht schon im Vorhinein Entwürfe im Kopf zu machen und Ideen zu wälzen, von denen es ja immer viele gibt.
Aber ich habe mich zurückgepfiffen.
Am besagten Montagmorgen (da ist mein Laden zu) zum Tresor gegangen und spontan entschieden, oh Wunder nicht die grüne, sondern die blaue Kiste mit Edelsteinen zu greifen und den Tag unter das Motto -blau machen- zu stellen.
Schnell war die Auswahl getroffen, nix mit komplizierten Fassungen bauen, soll ja schnell gehen und trotzdem was her machen.
Ruft allerdings nach Weißgold, hoffentlich habe ich genug da. Puh – sehr knapp – etwas Vorplanung wäre doch nicht schlecht gewesen.
Im schnellverfahren Plättchen ausgehauen, Ösen gewickelt, Stecker gemacht, angelötet, zusammengebaut.
Hm…hängt nicht so optimal am Ohr. länger denken und ausprobieren hätte nicht geschadet. Zum neu bauen nicht genug Material…
Ok dann bleiben die halt so, und ich mache mich ans nächste Paar, um die Aufhängung anders zu gestalten.
Jetzt wird es doch grün, da ist einfach die Auswahl größer.
Ruckzuck wieder von vorne angefangen und weil es immer schneller geht, gleich zwei auf einmal mit Variationen.
Am späten Nachmittag klingelt das Telefon, Töchterchens Vater kann nicht wie verabredet das Kind ins Bett bringen. So ein Mist! So schnell krieg ich das nicht organisiert. Fehlen mir zwei Stunden. Also im doppelten Tempo weiterarbeiten, schnell nach Hause, das Kind mal ohne vorlesen ins Bett und schnell wieder in die Werkstatt.
Auch beim zweiten Paar bin ich nicht so ganz zufrieden, die Ösen- größe scheint mir nicht optimal, der Abstand nicht perfekt…
So auf die Schnelle ist nicht mein Ding, aber eine gute Übung im Loslassen und Abstandnehmen vom Perfektionismus.
Fürs dritte paar ist locker noch Zeit und wer sagt das die Ösen schön zwischen den Steinen verschwinden sollen. Jetzt mache ich sie extra groß, weiter nach vorne und bringe noch ein weiters grünes Anhängsel ins Spiel und noch ein paar extra Ösen dazwischen…
Da fällt mir ein, zu den grünen geknüpften kugeln gibt es doch noch eine passende Kette. Es ist doch erst elf…wer sagt wann der Abend zu Ende ist? Mit fertigen Silberkugeln und dickem Golddraht habe ich doch schnell noch einen Verschluss gemacht.
Puh eine Minute vor zwölf …fehlt nur noch verstiften der Kette mit der Schließe und das Silber schwärzen. Aber jetzt ist Feierabend und schweren Herzens Schluss für heute. So steht es geschrieben und Mitternacht ist definitiv der Schluss des Tages für mich, da gibt es nix zu diskutieren.
Trotz einigem Gestrauchel und der ein oder anderen Fehlentscheidung habe ich das Arbeitsfeuer genossen und Freude gehabt am Eilverfahren des vorgegebenen Konzeptes.
Am nächsten Morgen in der Werkstatt begrüßt mich die unfertige Kette… Moment mal, war da nicht eine Lücke von zwei Stunden gestern? Mir fehlen gerade mal zwanzig Minuten, die nahm ich mir jetzt noch… wäre doch zu blöd.
Spielregel hin oder her…

Wolfgang Brenk

Zu früh gefreut - oder ein Triumph der keiner war

Objekt, 13 x 11 x 6,5 cm, Polyamid

Jeder der etwas gestaltet, kennt den Geistesblitz, die spontane Idee. Jeder kennt bestimmt auch die Zeit der Unsicherheit, des Zweifels, der Veränderung, des Umbaus oder gar des Neugestaltens.

Spätestens bei der Ausführung, wenn ein mehr oder weniger klarer Gedanke in eine konkrete Form gebracht werden muss, gilt es den richtigen Weg zu finden. Wie spontan kann eine Arbeit sein, dass das Ergebnis zufriedenstellt?

Meine Arbeit entstand aus einer spontanen Idee am Rechner. Mir gefällt die Möglichkeit, eine Endform recht schnell erkennen zu können. Durch geeignete Umsetzungsverfahren (Druck usw.) kann das Objekt noch am gleichen Tag vorliegen.

Mein Triumphwagen, der den gefangenen, besiegten Coronaerreger vorführt, stammt aus dem Jahr 2020, als am Ende des Jahres immer deutlicher wurde, dass in kurzer Zeit ein Impfstoff bereitstehen würde.

Dass er nicht den erhofften Sieg bringen würde, wusste zu diesem Zeitpunkt noch niemand.

Sabine Braunfisch

Ego Ring - Kooperationsarbeit mit Claudia Schuster

Ring,  Gr. 58, ca. 33 x 22 mm, 935/- Silber

Als die Ausschreibung zur Ausstellung kam gab es bei uns zwei unterschiedliche Reaktionen:
Claudia Schuster: Mir schwebte direkt eine bestimmte Form von Anhängern vor Augen.
Sabine Braunfisch: Ich fühlte mich zuerst nicht angesprochen. Es kommt bei mir selten vor, dass ein Stück an einem Tag fertig wird. Ich könnte mich natürlich darauf einlassen und unter Umständen ein unfertiges Stück abgeben. Ich
meldete mich an und ließ es sacken…                                                                                 Dann kam unser gemeinsamer Besuch der documenta fifteen. Wir waren beeindruckt von dem Kollektivgedanken und der gemeinsamen Arbeit an einem Stück und fragten uns, wie es wäre, ein gemeinsames Schmuckstück abzugeben. Wie würden wir so etwas angehen?
Wäre es ein Stück oder sollten wir vielleicht an zwei Stücken parallel arbeiten? Wollten wir cokreativ oder intervenierend arbeiten? Wollten wir einen Plan verfolgen oder mit einem „weißen Blatt“ beginnen?
Über diese Gedanken rückte der Abgabetermin näher und uns fiel auf, dass wir nur noch einen gemeinsamen Tag hatten, um unser Experiment umzusetzen. Also los!

Wir trafen uns also mit der Aufgabenstellung, jede Stunde das Werkzeug „fallen zu lassen“ und die Werkstücke zu tauschen. Wir sprachen über unsere Ideen, waren aber nicht verpflichtet, sie fortzusetzen. Jetzt galt es, sich neu einzulassen.
Wir versuchten, so frei wie möglich mit den Gegebenheiten umzugehen, bemerkten aber auch die inneren Schranken. Kann ich ein Stück aufrollen, obwohl es flach angedacht war? Darf ich ein Loch in eine Fläche bohren, um eine Öse durchzuziehen? Wenn ich jetzt die Richtung ändere, was macht die Andere damit? Kehrt sie zu ihrem Plan zurück oder kann sie damit weitergehen? Am auffälligsten fanden wir aber, wie wir von egoistischen Gedanken beschränkt wurden. Unsere scheinbar offene Haltung wurde permanent durch das eigene Ego sabotiert. Wir bemerkten, dass die Bestrebung zeitweise insgeheim dahin ging, die eigene Idee durchzusetzen, statt mit dem Konstruktiven weiterzugehen. Ein aufschlussreiches und spannendes Wechselspiel zwischen dem kleinen,
gefangenen Ego und der freien, utopischen Idee, von der wir weiter entfernt sind, als wir gedacht hatten! Was ist wichtiger: das Ergebnis oder der Prozess?
Es waren sechs intensive Stunden, in denen zwei Schmuckstücke entstanden, die als Experiment und als greifbares Ergebnis für ein permanentes Umdenken und ein größtmögliches Einlassen auf einen gegenwärtigen Zustand stehen. Die dabei aufgekommenen Fragen sind noch nicht beantwortet. Gut möglich, dass es weitere Projekte geben wird, in denen wir Antworten suchen…
Wir haben beide Stücke mit unseren beiden Punzen gestempelt und geben sie unter unseren beiden Namen ab.