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Ego Ring - Kooperationsarbeit mit Claudia Schuster

Ring,  Gr. 58, ca. 33 x 22 mm, 935/- Silber

Als die Ausschreibung zur Ausstellung kam gab es bei uns zwei unterschiedliche Reaktionen:
Claudia Schuster: Mir schwebte direkt eine bestimmte Form von Anhängern vor Augen.
Sabine Braunfisch: Ich fühlte mich zuerst nicht angesprochen. Es kommt bei mir selten vor, dass ein Stück an einem Tag fertig wird. Ich könnte mich natürlich darauf einlassen und unter Umständen ein unfertiges Stück abgeben. Ich
meldete mich an und ließ es sacken…                                                                                 Dann kam unser gemeinsamer Besuch der documenta fifteen. Wir waren beeindruckt von dem Kollektivgedanken und der gemeinsamen Arbeit an einem Stück und fragten uns, wie es wäre, ein gemeinsames Schmuckstück abzugeben. Wie würden wir so etwas angehen?
Wäre es ein Stück oder sollten wir vielleicht an zwei Stücken parallel arbeiten? Wollten wir cokreativ oder intervenierend arbeiten? Wollten wir einen Plan verfolgen oder mit einem „weißen Blatt“ beginnen?
Über diese Gedanken rückte der Abgabetermin näher und uns fiel auf, dass wir nur noch einen gemeinsamen Tag hatten, um unser Experiment umzusetzen. Also los!

Wir trafen uns also mit der Aufgabenstellung, jede Stunde das Werkzeug „fallen zu lassen“ und die Werkstücke zu tauschen. Wir sprachen über unsere Ideen, waren aber nicht verpflichtet, sie fortzusetzen. Jetzt galt es, sich neu einzulassen.
Wir versuchten, so frei wie möglich mit den Gegebenheiten umzugehen, bemerkten aber auch die inneren Schranken. Kann ich ein Stück aufrollen, obwohl es flach angedacht war? Darf ich ein Loch in eine Fläche bohren, um eine Öse durchzuziehen? Wenn ich jetzt die Richtung ändere, was macht die Andere damit? Kehrt sie zu ihrem Plan zurück oder kann sie damit weitergehen? Am auffälligsten fanden wir aber, wie wir von egoistischen Gedanken beschränkt wurden. Unsere scheinbar offene Haltung wurde permanent durch das eigene Ego sabotiert. Wir bemerkten, dass die Bestrebung zeitweise insgeheim dahin ging, die eigene Idee durchzusetzen, statt mit dem Konstruktiven weiterzugehen. Ein aufschlussreiches und spannendes Wechselspiel zwischen dem kleinen,
gefangenen Ego und der freien, utopischen Idee, von der wir weiter entfernt sind, als wir gedacht hatten! Was ist wichtiger: das Ergebnis oder der Prozess?
Es waren sechs intensive Stunden, in denen zwei Schmuckstücke entstanden, die als Experiment und als greifbares Ergebnis für ein permanentes Umdenken und ein größtmögliches Einlassen auf einen gegenwärtigen Zustand stehen. Die dabei aufgekommenen Fragen sind noch nicht beantwortet. Gut möglich, dass es weitere Projekte geben wird, in denen wir Antworten suchen…
Wir haben beide Stücke mit unseren beiden Punzen gestempelt und geben sie unter unseren beiden Namen ab.