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blau machen (blau gedacht - grün gemacht)

Kette, Länge 45 cm, Ohrringe 3-6 mm, Weißgold 585, Au 585, Au 750, Andenopal, Peridot, Türkis, Turmalin, Zetronchrysopras, Apatit, Aquamarin, Chalcedon

Die meisten meiner Werke sind durch aufwendige Techniken wie Granulation und ziselieren wesentlich länger in Arbeit. Oder aber ich bin durch ständiges Telefonklingeln und Kundenbesuche vom Werktisch abgelenkt und deswegen nicht schnell fertig.
Das Thema kam mir daher wie gerufen, Sehnsucht nach ungestörtem arbeiten und zackig was geschafft kriegen. Die erste Herausforderung bestand darin nicht schon im Vorhinein Entwürfe im Kopf zu machen und Ideen zu wälzen, von denen es ja immer viele gibt.
Aber ich habe mich zurückgepfiffen.
Am besagten Montagmorgen (da ist mein Laden zu) zum Tresor gegangen und spontan entschieden, oh Wunder nicht die grüne, sondern die blaue Kiste mit Edelsteinen zu greifen und den Tag unter das Motto -blau machen- zu stellen.
Schnell war die Auswahl getroffen, nix mit komplizierten Fassungen bauen, soll ja schnell gehen und trotzdem was her machen.
Ruft allerdings nach Weißgold, hoffentlich habe ich genug da. Puh – sehr knapp – etwas Vorplanung wäre doch nicht schlecht gewesen.
Im schnellverfahren Plättchen ausgehauen, Ösen gewickelt, Stecker gemacht, angelötet, zusammengebaut.
Hm…hängt nicht so optimal am Ohr. länger denken und ausprobieren hätte nicht geschadet. Zum neu bauen nicht genug Material…
Ok dann bleiben die halt so, und ich mache mich ans nächste Paar, um die Aufhängung anders zu gestalten.
Jetzt wird es doch grün, da ist einfach die Auswahl größer.
Ruckzuck wieder von vorne angefangen und weil es immer schneller geht, gleich zwei auf einmal mit Variationen.
Am späten Nachmittag klingelt das Telefon, Töchterchens Vater kann nicht wie verabredet das Kind ins Bett bringen. So ein Mist! So schnell krieg ich das nicht organisiert. Fehlen mir zwei Stunden. Also im doppelten Tempo weiterarbeiten, schnell nach Hause, das Kind mal ohne vorlesen ins Bett und schnell wieder in die Werkstatt.
Auch beim zweiten Paar bin ich nicht so ganz zufrieden, die Ösen- größe scheint mir nicht optimal, der Abstand nicht perfekt…
So auf die Schnelle ist nicht mein Ding, aber eine gute Übung im Loslassen und Abstandnehmen vom Perfektionismus.
Fürs dritte paar ist locker noch Zeit und wer sagt das die Ösen schön zwischen den Steinen verschwinden sollen. Jetzt mache ich sie extra groß, weiter nach vorne und bringe noch ein weiters grünes Anhängsel ins Spiel und noch ein paar extra Ösen dazwischen…
Da fällt mir ein, zu den grünen geknüpften kugeln gibt es doch noch eine passende Kette. Es ist doch erst elf…wer sagt wann der Abend zu Ende ist? Mit fertigen Silberkugeln und dickem Golddraht habe ich doch schnell noch einen Verschluss gemacht.
Puh eine Minute vor zwölf …fehlt nur noch verstiften der Kette mit der Schließe und das Silber schwärzen. Aber jetzt ist Feierabend und schweren Herzens Schluss für heute. So steht es geschrieben und Mitternacht ist definitiv der Schluss des Tages für mich, da gibt es nix zu diskutieren.
Trotz einigem Gestrauchel und der ein oder anderen Fehlentscheidung habe ich das Arbeitsfeuer genossen und Freude gehabt am Eilverfahren des vorgegebenen Konzeptes.
Am nächsten Morgen in der Werkstatt begrüßt mich die unfertige Kette… Moment mal, war da nicht eine Lücke von zwei Stunden gestern? Mir fehlen gerade mal zwanzig Minuten, die nahm ich mir jetzt noch… wäre doch zu blöd.
Spielregel hin oder her…